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Wie wir darauf kamen, ein eigenes Brand Management System zu entwickeln

Bild Christina Gutenberg von wirDesign
Lesezeit: 5 Minuten

Wenn eine Markenagentur ihre angestammten Pfade verlässt und selbst in die Software-Entwicklung einsteigt, müssen schon gute Gründe dafür vorliegen. Im Falle unseres Brand Management-System wirHub gab es dafür einige. Wir haben darüber mit Christina Gutenberg gesprochen, die bei uns im Haus für die Themen User Experience und IT verantwortlich ist. Sie war maßgeblich an der Entwicklung des wirHub beteiligt.

… und dann haben wir es einfach gemacht

Das Bild ist bekannt: Auf dem Screen des Rechners wird anzeigt, dass sich die Verbindung aufbaut. Nach ein paar Klicks stimmen Bild und Ton. Christina Gutenberg erscheint gut gelaunt und nimmt sich Zeit für unsere Fragen. Die 31 jährige Berlinerin ist studierte Medieninformatikerin und arbeitet seit sechs Jahren bei wirDesign an der Schnittstelle zwischen Marke und Technologie.

Christina, an welchem Projekt sitzt Du gerade? Hat es auch mit dem wirHub zu tun?

Ja, wir sind gerade mal wieder am Testen. Für unsere Kunden, aber auch für uns selbst, entwickeln wir unser Brand Management System ständig weiter. Im Schnitt releasen wir alle zwei Wochen neue Features. Da man das in diesem Tempo nicht komplett von Hand machen kann, haben wir ein automatisiertes Testingverfahren implementiert, das zur Einführung eines jedes neuen Features die bestehende Software automatisiert testet, um die Lauffähigkeit der Basisversion zu bestätigen. Der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail. Und wir möchten sicherstellen, dass eben nicht nur die neuen Funktionen das tun, was sie sollen, sondern dass auch der Unterbau nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.

Brand Management-Tools gibt es mittlerweile viele am Markt. Wie kam es zu der Eigenentwicklung?

Grundsätzlich kommen wir aus der Markenentwicklung und haben uns von daher schon immer für Werkzeuge interessiert, mit denen wir die gemeinsame Arbeit für und mit unseren Kundinnen und Kunden optimieren können. Die Historie ist ja einigermaßen bekannt. Früher hat man die Markenarbeit mit aufwändig gedruckten Markenhandbüchern abgewickelt, die prinzipiell schon outdated waren, als sie aus dem Print kamen. Dann folgten Toolboxes auf CD-ROM-Basis, PDF-Styleguides oder Online-Ablagen, die zunehmend mehr Assets verwalteten. Erst danach wurde die Arbeit interaktiv und kollaborativ mit den ersten Entwicklungen von Brand Management-System. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, diverse Systeme getestet und landeten dann bei Frontify. Kleiner Ausfallschritt: Frontify ist eine cloud-basierte Brand Management-Plattform, die sehr umfänglich jeden Aspekt der Brand Journey abbildet: von der Darstellung von Markenrichtlinien, über ein angegliedertes Digital Asset Management-System, Möglichkeiten zur kreativen Zusammenarbeit mittels Workflows und Projektordnern, bis hin zu Template Systemen zur Erstellung von digitalen und Printvorlagen. Für unseren Kunden, den TÜV Rheinland, haben wir zum Beispiel einen global verfügbaren Online-Styleguide auf Basis von Frontify geschaffen, der das Corporate Design des Unternehmens intuitiv handhabbar macht. Auch für weitere Auftraggeber wie comdirect setzen wir Frontify ein.

 


»Fährt man mit dem Bus zur Arbeit, mit dem Cabrio, mit dem Fahrrad?«

 

Und warum dann wirHub?

Die Entscheidung für ein Brand Management-System wird definiert von zahlreichen Faktoren. Es geht darum, welcher Aufwand, welcher Funktionsumfang, welche Sicherheitskriterien und vor allen Dingen, welcher Reifegrad im eigenen Haus oder in den Unternehmen vorhanden sind. Die Ansprüche und Startpunkte sind so verschieden, wie bei vielen anderen Dingen auch. Fährt man mit dem Bus zur Arbeit, mit dem Cabrio, mit dem Fahrrad? Der Vergleich ist zwar banal, kennzeichnet aber die Lage. Die IT einiger unserer Kunden akzeptierte keine cloudbasierten Lösungen, andere störten sich an den jährlich laufenden Lizenzkosten, bei manchen war der Funktionsumfang zu riesig oder es stand ein Anforderungskatalog im Raum, der zu gewaltigen Anpassungen geführt hätte. Sprich: so individuell wie die Marke, so individuell muss auch die Systempassung sein. Bei manchen Kunden arbeiten wir weiterhin mit Frontify. Bei anderen macht der wirHub Sinn. Umgekehrt gibt es Unternehmen, die mit 12 Marken auf 33 Märkten unterwegs sind. Die brauchen eine große Lösung, für die weder Frontify noch unser System passt

Wie begann es mit der Eigenentwicklung?

Wir bezeichnen das gerne mit dem Begriff „Gewordenheit“. Kunden sprachen uns an, und wünschten sich einen Entwicklungsschritt für ihr Brand Management. Zum Beispiel einen, der Fragen wie »Kann man etwas Besseres nutzen als nur eine Dateiablage für Logos im Intranet?« oder »Gibt es etwas, das mit diesem dem ganzen PDF-Zirkus Schluss macht?« oder die es schlichtweg leid waren, ständig Brand-Assets per Mail herumzuschicken. Zeitgleich hatten wir Probleme, bestehende Lösungen zu verkaufen, weil sie vielleicht zu groß, zu eingeschränkt, zu unsicher oder eben einfach nicht passend waren. Nach drei, vier solcher Aufgabenstellungen war klar, wir müssen eine Entscheidung treffen. Wir erkannten, dass es einen definierten Bedarf gibt – übrigens auch bei uns – und wir waren davon überzeugt, wir können da was machen. Unsere Lösung war das, nennen wir es mal »wirHub 1.0« mit einer einmaligen Lizenz, mit flexiblem Hosting und einem anforderungsgerechten Funktionsumfang, der uns auch in der gemeinsamen Arbeit unterstützt. Unsere Kundinnen und Kunden wollten ja prinzipiell die Leistungen einer Markenagentur plus ein System, das die effiziente Kollaboration ermöglicht. Sprich: Du kaufst nicht nur eine Software ein, sondern auch gleich die Markenagentur, die sich darum kümmert, dass das Ding funktioniert. Und dann haben wir es einfach gemacht!

 


»… wir haben wirklich sehr gute Leute um uns geschart.«

 

Wie sind die Erfahrungen mit dem wirHub mittlerweile?

Grundsätzlich natürlich sehr positiv, aber ich kann schon sagen, dass die Gesamtentwicklung schon ein echter Ritt war. Im wirHub stecken jede Menge Arbeit, Schweiß und Tränen. *lacht*

Aber wir haben uns auch die notwendige Zeit genommen, um uns über die Systemarchitektur, das Schnittstellenmanagement, die Sicherheitsaspekte und vieles mehr Gedanken zu machen. Und wir haben wirklich sehr gute Leute um uns geschart. Der wirHub basiert auf dem PHP-Framework Symfony. Gemeinsam mit Sensiolab aus Berlin, den ursprünglichen Entwicklern von Symfony, haben wir unsere Entwicklung auf Herz und Nieren durchchecken lassen, die Architektur optimiert, Sicherheitslücken geschlossen und das angesprochene automatisierte Testingverfahren eingeführt. Es gibt eine hervorragende Entwickler-Dokumentation, die es uns ermöglicht jederzeit zu skalieren. Auch für Themen wie Single Sign-On oder die Anbindung von Produkt- und Bilddatenbanken haben wir sehr gute Antworten gefunden. Unsere User können nahtlos zwischen Brand Management und Asset Management wechseln. So etwas bereitet mir als Medieninformatikerin natürlich große Freude.

 


»Das Schöne daran ist, mitzubekommen, wie gut das in der Praxis funktioniert.«

 

Was ist abseits der technischen Aspekte erwähnenswert?

Sowohl in der Erst- als auch in der Weiterentwicklung und Individualisierung steckt natürlich echtes Herzblut. Als Markenagentur sind wir tief in Prozesse der Markenentwicklung und der Markenführung involviert. Insofern entwickeln wir nicht fröhlich vor uns hin und schauen dann, was gut ankommt, sondern verfolgen einen hochgradig user-zentrierten Ansatz. Wir sprechen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Partnerunternehmen, Dienstleistungsbetrieben und Agenturen und fragen, was sie brauchen. Daraus entstehen Anwendungen, Themencluster und Funktionalitäten, die absolut auf real existierende Bedürfnisse abgestimmt werden. Regelmäßige Feedback-Sessions stellen auch in der Folge sicher, dass niemand das Gefühl hat, es würden da Funktionalitäten entwickelt, die einfach nicht passen. Parallel sind wir ständig auf der Suche nach neuen Wegen, um Markenarbeit besser nutzbar und verständlich zu machen. Wir sind Partner für unterschiedlichste Unternehmen und kennen die Perspektive der Anwender sehr gut. Egal ob die aus dem Marketing, dem Brandmanagement, Design oder aus der Softwareentwicklung kommen. Mit dem wirHub haben wir für sie ein Brand Management-System geschaffen, in dem nicht nur Wissen und Daten stecken, sondern intelligente Werkzeuge und Arbeitsmöglichkeiten. Das Schöne daran ist, mitzubekommen, wie gut das in der Praxis funktioniert. Mittlerweile nutzen zahlreiche Unternehmen unseren wirHub, darunter KWS SAAT, die Versicherungskammer Bayern, die Medios AG, der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, HILDEGARD BRAUKMANN, hannIT oder die Städtischen Werke Magdeburg.

 


»Kein IT-Team jubelt, wenn die Systemlandschaft erweitert wird.«

 

Mit welchen Herausforderungen hat man bei der Einführung eines Brand Management-Systems wie dem wirHub zu kämpfen?

Hätten wir es »nur« mit Verantwortlichen aus dem Brand Management zu tun, wäre es wahrscheinlich einfach, denn die bestehende Konzeption, die Navigation, Features und das User Interface sind hervorragend auf Zielgruppen aus Marketing und Design ausgerichtet. Nun sind bei der Einführung eines solchen Systems zahlreiche weitere Stakeholder in den Entscheidungsprozess mit einbezogen. Es liegt quasi in der Natur der Sache, dass wir und auch unsere primären Auftraggeber aus dem Brandmanagement von den IT-Abteilungen sehr skeptisch betrachtet werden. Mir als Informatikerin muss man da nichts erzählen. Kein IT-Team jubelt, wenn die Systemlandschaft erweitert wird. Vor allen Dingen nicht, wenn der Impuls dafür aus dem Marketing kommt. Eine Unternehmens-IT ist grundsätzlich daran interessiert, die Tool-Landschaft so klein wie möglich zu halten. Die fühlen sich grundsätzlich wohler, wenn sie mit einem Systemhaus sprechen und die Software von einer Big Corporation kommt. Auch der Einkauf, das Procurement – selbst die Unternehmensführung müssen regelmäßig davon überzeugt werden, dass sich der Aufwand lohnt. Deswegen betrachten wir es als selbstverständlich, unterstützend in den Dialog mit den hauseigenen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern zu gehen. Es geht eben auch darum, intern zu überzeugen. Das ist manchmal anstrengend, aber lohnt sich. Mit der zunehmenden Menge an Unternehmen, die den wirHub einsetzen und deren Erfahrungen im Hinblick auf die Kosteneffizienz, die Flexibilität und vor allen Dingen die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und die Mehrwertgenerierung durch nützliche Tools, wächst die Akzeptanz aber immer stärker.

Christina, vielen Dank für das Interview!

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Susanne  van Dyk

Susanne van Dyk

Business Development